* Neues aus unserer Autorenwerkstatt *
von Mariella Heyd
Namen est Omen: Von A wie Alex bis Z wie Zedrick
Die Namenswahl beschäftigt nicht nur werdende Eltern,
sondern auch uns Autoren. Der Name des Protagonisten, des Antagonisten und der
Sidekicks will wohl überlegt sein. Aber wieso eigentlich?
Ganz einfach: Der Name gibt immer etwas über die Person
preis.
Wie alt ist wohl eine Frau, die Waltraud heißt? Aus welcher Welt stammt
ein Frodo? Woher kommt ein Giovanni? Wie sieht eine Britney aus?
Jeder Name
weckt gewisse Assoziationen. So wäre es zum Beispiel nicht sinnvoll, einen
deutschen Protagonisten aus Bayern Dean O'Neill zu taufen, wenn sein
Hintergrund (z. B. Auswanderer) nicht dazu passt. Auch ein russischer Agent
namens Rodriguez könnte den Leser irritieren, wenn es sich dabei nicht gerade
um einen Decknamen handelt. Namen vermitteln auch Attraktivität bzw. das
Gegenteil davon oder wie ist euer Empfinden bei Namen wie Helmut und Zac?
Neben Alter, Aussehen und Herkunft verbinden viele Leser mit
Namen auch Charaktereigenschaften. Ein gutes Beispiel dafür ist Mr. Darcy. (An
dieser Stelle bitte einmal theatralisch dahin schmelzen!) Wer ihn nicht aus
"Stolz und Vorurteil" kennt, dürfte den Namen und den dazugehörigen
Colin Firth mit seiner zurückhaltenden und charmanten Art spätestens aus
"Bridget Jones" kennen.
Ähnliche Verknüpfungen lassen sich auch im Privatleben
finden: Trägt ein Protagonist zufällig den Namen eures Erzfeindes, wird er euch
vermutlich auch dann unsympathisch sein, wenn er ein Superheld und Everybody’s
Darling ist. Als Autor kann man es natürlich nicht allen recht machen.
Vielleicht ist "Maxi Mustermann" des einen beste Freundin, aber dafür
des anderen ärgste Feindin.
Aus diesem Grund greife ich persönlich gerne zu
außergewöhnlichen Namen, die selten vorkommen und von daher von meinen Lesern vorurteilsfrei
angenommen werden können. Vor allem Geschichten in fremden Welten erlauben ein
hohes Maß an Freiheit, was die Namensfindung betrifft, da hier auch
Neuschöpfungen möglich sind.
Sollte man sich dennoch für reale und gängige Namen
entscheiden, macht es Sinn, sich zu informieren, welche Bedeutung ein Name hat.
Den Antagonisten möchte man vermutlich nicht "den Göttlichen" taufen.
Ich darf verraten, auch ich lasse persönliche Erfahrungen
mit Namen und Persönlichkeiten in meine Romane einfließen. So wird zum Beispiel
eine Figur in meinem nächsten Roman den Namen Tristan tragen, weil ich bereits
als Kind für den Tristan aus der Fernsehserie "Der Doktor und das liebe
Vieh" geschwärmt habe.
Achtung: Man sollte trotz Identifikationsfaktor dennoch nicht
allen Assoziationen nachgeben! Nur weil man einen Kevin und eine Chantal
vermeintlich einer sozialen Schichten zuordnen kann, weil dies einschlägige
Fernsehsendungen suggerieren, bedeutet das nicht, dass man alle Figuren mit
gewissen Merkmalen mit einem der Namen bestücken muss, um sie in eine
Klischeeschublade zu stecken und dadurch ein solches Stigma zu verstärken.